Blick vom Sulphur-Mountain auf das Rimrock-Hotel

Mein Alltag und ein großer Zufall

Im Jahr 2018 war ich elf Monate lang zum Reisen und Arbeiten in Kanada. Unter dem Titel »Quer durch Kanada« habe ich über meine Erlebnisse berichtet.

Während ihr in Deutschland inzwischen Temperaturen von 20 Grad und höher habt, sind bei uns weiterhin geringe Plusgrade und immer wieder Neuschnee angesagt. Kürzlich stand ich bei einer kleinen Wanderung auf einmal bis zu den Knien im Schnee und musste dann leider umkehren, weil ich keine Möglichkeit hatte, den weiteren Verlauf des Weges zu erkennen. Der Frühling ist trotzdem nicht aufzuhalten und ich vermute, dass die Landschaft in ein paar Wochen ganz anders aussehen wird.

Ein paar von euch haben nach mehr Details zu meinem Alltag gefragt und wollen wissen, wie es hier im Hotel so aussieht. Deshalb ist das der Fokus dieses Rundbriefs.

Mein Alltag

In letzter Zeit arbeite ich häufig an sechs Tagen pro Woche. So musste ich zum Beispiel am kompletten Osterwochenende arbeiten, weil da besonders viele Gäste im Hotel waren. Ich würde mich zwar über ein paar mehr freie Tage freuen, allerdings verdiene ich so natürlich auch mehr Geld.

Mittlerweile bin ich fast ausschließlich für die Nachmittagsschicht von 14:30 bis 23:00 Uhr eingeteilt, was mir ganz gut gefällt. So kann ich wenigstens den Vormittag nutzen, sofern ich früh genug aufstehe. Wanderungen wie auf den Sulphur Mountain, auf dem ich jetzt schon fünfmal war, sind möglich. Ansonsten laufe ich häufig in die Stadt, um etwas frische Luft zu schnappen und trinke einen Kakao oder esse ein Eis, um dann wieder mit dem Bus zum Hotel zu fahren.

Haupteingang des Hotels
Haupteingang des Hotels – Foto: Jonas Schönfelder

Mittag- und Abendessen nehme ich fast immer in der Kantine »The Rock« ein, die von fast allen in Anlehnung an den vorherigen Namen »Robistro« nur »Robo« genannt wird.

Blick in die Mitarbeiterkantine »Robo«
Blick in die Mitarbeiterkantine »Robo« – Foto: Jonas Schönfelder

Die Arbeit läuft in der Regel jeden Tag nach dem gleichen Schema ab. Einer dreht eine Runde und reinigt alle Toiletten, der andere bereitet Zimmer vor der Ankunft der Gäste nach deren Wünschen vor, indem er Zusatzbetten, Kinderkrippen, Mikrowellen oder besondere Kissen darin platziert. Dann wird das Restaurant »Eden« gefegt und gewischt, ebenso der Eingangsbereich des Parkhauses. Gegen 17 Uhr, wenn die Zimmermädchen und -jungen mit ihrer Arbeit fertig sind, sammeln wir auf allen Etagen den Müll ein. An Sonntagen, wenn viele Gäste abreisen, kann das ein bis anderthalb Stunden in Anspruch nehmen.

Abends wird es dann entspannter: Wir reinigen einen langen Flur im Mitarbeiterbereich, saugen ein Büro und drehen eine weitere Runde mit unserem Reinigungswagen, um die Toiletten aufzufrischen. Am späten Abend beschäftigen wir uns meist mit Zusatzaufgaben, bis die Schicht vorbei ist.

Vom Fünf-Sterne-Restaurant »Eden« hat man einen tollen Ausblick auf die Rocky Mountains
Vom Fünf-Sterne-Restaurant »Eden« hat man einen tollen Ausblick auf die Rocky Mountains – Foto: Jonas Schönfelder

Zwischendurch müssen wir auch immer Anfragen der Gäste nach zusätzlichen Handtüchern, Hausschuhen, Shampoo, Badekappen etc. erfüllen. Das macht mir am meisten Spaß, weil man viel durch die Gegend läuft und ab und zu auch ein Trinkgeld bekommt.

So viel also zu meinem Alltag. Ich finde ihn nicht so spannend, was auch der Hauptgrund ist, weshalb sich der Abstand zwischen den Rundbriefen vergrößert hat. Das wird bestimmt auch wieder anders.

In diesem Raum wird die schmutzige Wäsche gesammelt. Das ist der Normalzustand am Abend...
In diesem Raum wird die schmutzige Wäsche gesammelt. Das ist der Normalzustand am Abend… – Foto: Jonas Schönfelder
... und so sieht es aus, wenn es viele Check-outs gab.
… und so sieht es aus, wenn es viele Check-outs gab. – Foto: Jonas Schönfelder

Ein großer Zufall

Bevor ich mich verabschiede, möchte ich euch noch von einem Zufall erzählen, der sich vor wenigen Tagen ereignet hat. Nachdem ich ein Foto in dem sozialen Netzwerk Instagram veröffentlicht habe, meldete sich eine ehemalige Klassenkameradin (Julia, einige von euch kennen sie) bei mir. Wie sich herausstellte, macht sie mit ihrem Freund gerade Urlaub in der Region. Am nächsten Tag wollten sie dann auch noch ausgerechnet auf den Sulphur Mountain wandern, an dessen Fuß das Hotel liegt. Das war also eine gute Gelegenheit, sich nach langer Zeit mal wieder zu sehen. Wir haben uns dann im Hotel getroffen und uns eine gute Stunde unterhalten, bevor ich wieder arbeiten musste. Zufälle gibt’s.

Damit wünsche ich euch einen angenehmen Start in die neue Woche!

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