Ihr habt vermutlich schon mehrere Jahresrückblicke gesehen und gelesen. Ich habe auch noch einen, der schnell zu lesen, aber lange zu hören ist.
Im letzten Jahr hat Daniel Brockmeier vom Spätfilm-Podcast die aus seiner Sicht besten Podcastfolgen des Jahres 2016 gekürt. Mir hat die Idee gut gefallen, da sich über die Inhalte der Episoden teilweise das Jahr rekapitulieren lässt und man zum anderen den Podcasts etwas Dank und Aufmerksamkeit zukommen lassen kann. Ich habe über das Jahr 2017 eine Liste geführt, in die ich für mich wichtige Podcastfolgen eingetragen habe. Eigentlich wollte ich das in längerer Form auswerten, wozu ich jetzt aus Zeitmangel leider nicht komme. Deshalb gibt es hier eine kurze Rangliste meiner persönlichen drei Lieblingsfolgen aus der Welt der abonnierbaren Hörstücke.
Platz 3: Logbuch:Netzpolitik, Folge 228: Interessierte Bürger
In dieser Folge des großartigen Podcasts Logbuch:Netzpolitik, der beinahe wöchentliche über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich Netzpolitik berichtet, geht es um den PC-Wahl-Hack. Kurz vor der Bundestagswahl hatten der Informatikstudent Martin Tschirsich und die IT-Sicherheitsforscher Thorsten Schröder und Linus Neumann demonstriert, dass das Programm PC-Wahl manipulierbar ist. Die Software dient Gemeinden und Landeswahlleitungen dazu, Wahlergebnisse zu sammeln, zu berechnen und an höhere Instanzen weiterzugeben. In der knapp zweistündigen Sendungen geben die drei Experten kurz nach den ersten Presseveröffentlichungen einen ausführlichen Einblick, wie Sie auf die Sicherheitslücken gestoßen sind und wie diese behoben werden können. Ich wünsche mir, dass in 2018 mehr aktuelle Ereignisse und Veröffentlichungen von Podcasts begleitet werden, mit denen man tief in die Materie eintauchen und Zusammenhänge verstehen kann.
Platz 2: Reply All, Folge 102 & 103: Long Distance
Okay, bei diesem zweiten Platz handelt es sich offensichtlich um zwei Podcastfolgen, die aber inhaltlich zusammengehören. Alles fängt mit einem Anruf an, den der Journalist und Reply All-Moderator Alex Goldman erhält. Ein Unbekannter am anderen Ende der Leitung gibt vor, von einem Sicherheitsproblem auf Alex‘ Computer zu wissen. Es handelt sich um einen Betrugsversuch, mit dem der Anrufer versucht, ihn zum Kauf eines Antivirenprogramms zu bringen. Alex merkt schnell, welches Spiel hier gespielt wird. Aber anstatt nur aufzulegen, ruft er zurück – und wird zum Problem für die Betrüger, weil er mehr über sie herausfinden möchte. In der zweiten Folge, soviel sei noch verraten, fliegt Alex deshalb sogar nach Indien. Die beiden Podcastfolgen sind unglaublich intensiv erzählt und haben mich total gefesselt. Deshalb: Hört sie euch an.
Platz 1: Formfunk, Folge 12: Tristan Harris – Zeitlöcher
Auf Platz 1 meiner Lieblingspodcastfolgen ist ein Interview mit Tristan Harris, der sich selbst als Designethiker bezeichnet. Er hat früher im Gmail-Team bei Google gearbeitet, ist irgendwann ausgestiegen und denkt jetzt darüber nach, wie Software gestaltet werden sollte, damit sie den Bedürfnissen der Nutzer gerechnet wird und sie zum Beispiel nicht bei jeder eingehenden Nachricht bei der Arbeit unterbricht.
Das Gespräch hat aus meiner Sicht nichts außergewöhnliches und doch ist es mir am meisten in Erinnerung geblieben. Das mag auch daran liegen, dass ich für mich selbst das Problem erkannt habe, dass ich mich zu oft zu lange von technischen Geräten mit sinnlosem Quatsch ablenken lasse, anstatt ein gutes Buch zu lesen (wie jetzt gerade um halb zwei Uhr morgens, als ich diesen Blogpost schreibe). Ich konnte aus dieser Folge viele gute Denkanstöße ziehen, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen. Zudem werden einige konkrete Möglichkeiten genannt, wie man den Umgang mit Smartphone und Co so gestalten kann, dass man seltener abgelenkt wird und häufiger zufrieden ins Bett geht.
Vielen Dank an die genannten und alle anderen Podcasterinnen und Podcaster, die ihre Zeit nutzen, um so tolle Inhalte zu erstellen. Ich freue mich auf die nächsten zwölf Monate voller Hörvergnügen.